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Aktie stürzt ab



Donnerstag, 18. Oktober 2012

Aktie stürzt ab
Bilanz-Chaos bei Google

von Annika Willert

Horrortag für Google: Zuerst werden die Geschäftszahlen um Stunden zu früh veröffentlicht und dann fallen sie auch noch viel schlechter aus als erwartet. Die Börsianer sind geschockt, die Google-Aktie bricht erst ein und wird dann vom Handel ausgesetzt. Und der Spott lässt nicht lange auf sich warten.

Dieser Patzer hat Milliarden an Börsenwert vernichtet: Google hat seine Geschäftszahlen zum dritten Quartal am Donnerstag noch während des laufenden Börsenhandels in New York veröffentlicht. Zuerst herrschte Verwirrung, dann drückten die Händler auf den Verkaufsknopf. Denn massiv gestiegene Kosten - unter anderem durch die Übernahme des Handyherstellers Motorola - ließen den Gewinn schmelzen. Erschwerend kam hinzu, dass Google weniger Geld pro Klick von seinen Werbekunden einnehmen konnte.

Die Aktie sauste um mehr als zehn Prozent in die Tiefe, bis der Handel schließlich auf Wunsch von Google gestoppt wurde. Der US-Internetkonzern erklärte, sein Dienstleister RR Donnelley habe die Zahlen in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC ohne Erlaubnis um Stunden zu früh verschickt. Nach Wiederaufnahme des Handels schloss der Titel acht Prozent leichter bei 695 Dollar. Aktien von RR Donnelly fielen ebenfalls.

Üblich ist, dass die Daten nach dem Ende des regulären Handels an der Technologiebörse Nasdaq in New York um 22 Uhr deutscher Zeit mitgeteilt werden, damit jeder Anleger die Zeit hat, sich in das Zahlenwerk zu vertiefen. Die in Großbuchstaben gesetzte Zeile in der Mitteilung "Zitat von Larry steht noch aus" (PENDING LARRY QUOTE) deutete bereits auf einen Patzer hin. Larry Page ist einer der beiden Gründer und der amtierende Firmenchef von Google. Später wurde sein Zitat mit "Wir hatten ein starkes Quartal" ergänzt.

Motorola drückt auf die Zahlen

Der Umsatz stieg der verfrühten Veröffentlichung zufolge um 45 Prozent auf 14,1 Mrd. Dollar (10,8 Mrd Euro). 2,6 Mrd. Dollar rührten dabei alleine von der Einbeziehung Motorolas her. Der Gewinn schrumpfte dagegen um 20 Prozent auf 2,2 Mrd. Dollar. Auch hier wirkte sich Motorola aus, vor allem durch hohe Entwicklungskosten für neue Smartphones mit Googles Betriebssystem Android. Ohne bestimmte Sonderposten verdiente Google 9,03 Dollar je Anteilsschein. Analysten hatten mit 10,65 Dollar je Dividendenpapier gerechnet. Der Netto-Umsatz betrug 11,3 Milliarden Dollar.

Mit den Zahlen verfehlte Google die Schätzungen der Analysten. Vor allem ein Wert stieß bitter auf: Google bekam im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 15 Prozent weniger Geld von seinen Werbekunden für jeden Klick, den ein Nutzer machte. Werbung ist die wichtigste Einnahmequelle von Google - allen voran die hervorgehobenen Links der Suchmaschine, aber immer mehr auch grafische Werbeanzeigen, die überall im Web auftauchen.

"Das Kerngeschäft hat sich deutlich verlangsamt, das ist schockierend", sagte Analyst Sameet Sinha von B. Riley. Offenbar würden die Nutzer mehr und mehr ohne Google suchen - etwa mit Apps auf Smartphones. Nach Einschätzung von Branchenkennern hat Google wie viele andere Internetunternehmen Probleme, den raschen Nutzerumschwung weg von festen Geräten hin zu Smartphones und Tablet-Computern aufzufangen. Das macht sich in der Bilanz bemerkbar: Werbekunden zahlen wesentlich weniger für Anzeigen auf den Mobilgeräten als auf herkömmlichen PCs.

"Das passiert mit Android"

Nur wenige Minuten nach der frühzeitigen Veröffentlichung der Zahlen machten sich
erste Spaßvögel über die peinliche Panne lustig. Beim Kurznachrichtendienst Twitter wurde in Anspielung auf die Zeile "PENDING LARRY QUOTE" der Account @PendingLarry eingerichtet.

"...oops", schrieb PendingLarry. "Das passiert, wenn Du Deinen Bericht an die SEC mit Android einreichst." Android ist das Smartphone-Betriebssystem von Google. "Fairerweise muss ich sagen, dass wir unseren Bericht schon gestern Nachmittag bei Google Plus veröffentlicht haben", folgte gleich die nächste Spitze. Googles Soziales Netzwerk gilt als verwaist im Vergleich zu Facebook. Ein anderer Eintrag lautete: "Mannomann, unsere Privatsphäre wurde heute ganz schön verletzt" - eine Anspielung auf Googles Datensammelwut.
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