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Kehrseite eines Bilanzierungseffekts



Donnerstag, 18. Oktober 2012

Kehrseite eines Bilanzierungseffekts;
Morgan Stanley sieht rot

von Annika Willert 

Licht und Schatten bei der Investmentbank Morgan Stanley: Auf den ersten Blick sticht ein milliardenschwerer Verlust ins Auge. Auf den zweiten Blick fällt auf: Eigentlich läuft es gar nicht so schlecht. Denn die roten Zahlen verdankt das Institut einem Bilanzierungseffekt. Das Tagesgeschäft läuft gut.

Die Neubewertung eigener Schulden hat die US-Investmentbank Morgan Stanley im dritten Quartal in die roten Zahlen gerissen. Das Institut verlor unterm Strich mehr als 1 Milliarde Dollar (760 Mio. Euro), wie es in New York mitteilte. Vor einem Jahr hatte die Bank noch einen Gewinn von 2,2 Mrd. Dollar ausgewiesen.

Die Schuldenbewertung ist jedoch ein reiner Bilanzierungseffekt, der kurioserweise in guten Zeiten zu Verlusten führt, in schlechten dagegen das Ergebnis schönt.

Bei Morgan Stanley drückte die Schuldenbewertung - das sogenannte Debt Value Adjustment - das Ergebnis um 2,3 Mrd. Dollar. Vor einem Jahr - als sich die Eurokrise zuspitzte - hatte dies für einen positiven Effekt von 3,4 Mrd. Dollar gesorgt.

Das Verfahren ist äußerst umstritten, weil es die tatsächliche Entwicklung im Tagesgeschäft verzerrt. Und dort lief es für Morgan Stanley dank der Beruhigung an den Finanzmärkten besser.

Besonders das lukrative Geschäft mit Anleihen und Rohstoffen habe sich erholt, sagte Bankchef James Gorman am Firmensitz in New York. Um Sondereffekte bereinigt, wies die Bank einen Gewinn von 561 Mio. Dollar aus - das war mehr, als Analysten erwartet hatten. Vor einem Jahr hatten hier nur 64 Mio. Dollar gestanden.

Fokus auf reiche Kunden

Gorman stellt Morgan Stanley gerade auf ein neues Fundament: Er baut die Vermögensverwaltung für reiche Kunden aus. Dieses Feld gilt auch in Krisenzeiten als stabile Einnahmequelle. Dazu hat er jüngst weitere Anteile an der Vermögensverwaltungs-Tochter Morgan Stanley Smith Barney übernommen, die seine Bank zusammen mit der Citigroup betreibt. Morgan Stanley will den Partner bis 2015 komplett auszahlen.

Investmentbanken wie Morgan Stanley oder der große Rivale Goldman Sachs erzielen ihre Einkünfte klassischerweise vor allem am Kapitalmarkt, etwa aus der Beratung von Firmen bei Börsengängen und Fusionen oder bei der Platzierung von Anleihen. Bis zur Finanzkrise zockten die Banken auch stark mit eigenem Geld.

Goldman Sachs verdiente zuletzt unterm Strich 1,5 Mrd. Dollar. Große Universalbanken wie JPMorgan Chase und Wells Fargo mit ihrem Privatkundengeschäft schnitten noch besser ab.


Quelle: dpa
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